Umweltprobleme müssen Teil amerikanischer Außenpolitik werden

"Von 1960 bis 1990 schrumpften die Wälder weltweit in einem Ausmaß, das der Hälfte des Landgebiets der Vereinigten Staaten entspricht. Zahllose Tierarten und Pflanzen sind vom Aussterben bedroht, darunter viele mit potentiellem Wert für die Landwirtschaft und Medizin. Die Luft- und Wasserverschmutzung bedroht unsere Gesundheit und unsere Zukunft." Diese beunruhigenden Fakten waren Teil einer Rede von Außenminister Cristopher an der Stanford University am 09. April 1996. Er erklärte damit die globale Umweltfrage zu einem wesentlichen Bestandteil der amerikanischen Außenpolitik. Lesen Sie den Wortlaut der gesamten Rede im Amerikadienst.

(Anmerkung: Orthographie und Interpunktion sind dem Originaltext nachempfunden. Der Wortlaut des vorliegenden Textes wurde originalgetreu dem Artikel des Amerikadienstes entnommen.)

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Palo Alto – In einer Rede vor der Stanford University erklärte Außenminister Warren Christopher am 09. April 1996, die Vereinigten Staaten müßten sich „der Herausforderung stellen, globale Umweltfragen zu einem wesentlichen Bestandteil der amerikanischen Außenpolitik zu machen“. Nachfolgend veröffentlichen wir den vorbereiteten Text der Rede des Außenministers:

„Vielen Dank für die freundliche Einführung. Es ist mir eine besondere Ehre, daß Gerhard die einleitenden Worte gesprochen hat, den ich seit vielen Jahren kenne und schätze. Selbst wenn ich meine persönlichen Verbindungen außer acht lasse, kann ich mir keinen besseren Ort für meine heutigen Ausführungen über die globalen Umweltprobleme vorstellen als diese Universität. Von der Gründung des Sierra Club im Jahr 1892 bis zum ersten Tag der Erde im Jahr 1970 haben die Fakultätsmitglieder und Studenten der Stanford University Bestrebungen zum Erhalt der natürlichen Ressourcen unseres Landes für künftige Generationen angeführt. Ihre Zentren für Naturschutz und die Funktionsweise des globalen Ökosystems haben Pionierarbeit geleistet. Ich möchte hinzufügen, daß ich persönlich äußerst dankbar für die Arbeit von Mr. Montgomery und Mr. Willingham bin, die sich für die Kontrolle der kalifornischen Bärenpopulation einsetzen.
Unter der starken Führung von Präsident Clinton und Vizepräsident Gore hat unsere Administration von Anfang an erkannt, daß unsere Fähigkeit zur Förderung unserer globalen Interessen untrennbar mit der Art und Weise verbunden ist, in der wir die natürlichen Ressourcen der Erde verwalten. Aus diesem Grund haben wir beschlossen, Umweltfragen dort auf die Tagesordnung zu setzen, wo sie hingehören: ins Zentrum der amerikanischen Außenpolitik. Ich weiß diese Gelegenheit außerordentlich zu schätzen, unsere weitreichende Tagesordnung zur vollständigen Integration unserer Umweltziele in unsere Diplomatie und unsere Prioritäten für die Zukunft darzulegen.
Die Umwelt hat in zweierlei Weise tiefgreifende Auswirkungen auf unsere nationalen Interessen: Erstens überschreiten Umweltbelange Grenzen und Ozeane und bedrohen direkt die Gesundheit, den Wohlstand und die Arbeitsplätze amerikanischer Bürger. Zweitens ist es häufig entscheidend für die Erlangung von politischer und wirtschaftlicher Stabilität sowie die Verfolgung unserer strategischen Ziele auf der Welt, das Thema natürliche Ressourcen anzusprechen.
Die Vereinigten Staaten übernehmen die Führungsrolle bei der Förderung von Frieden und Wohlstand weltweit. Wir müssen auch beim Schutz der globalen Umwelt führend sein, von der Wohlstand und Frieden letztlich abhängen.
Im Jahr 1946, als ich als Jurastudent nach Stanford kam, war die Verbindung zwischen Umwelt und Außenpolitik nicht so offenkundig. Im Inland erlebten die Amerikaner eine Periode beispiellosen Wohlstands, der durch anscheinend unerschöpfliche Ressourcen genährt wurde. Im Ausland begannen wir uns auf den Kampf zwischen den Vereinigten Staaten und der Sowjetunion zu konzentrieren. Und ich versuchte, die Tücken von Verträgen, Delikten und sogenannten Rechtsmitteln in den Griff zu bekommen, die von der Stanforder Version von John Houseman gelehrt wurden. Ich versuchte auch, den hohen Standards gerecht zu werden, die ein junger neuer Dekan, Carl Spaeth, setzte, der gerade eine äußerst vielversprechende Karriere im Außenministerium aufgegeben hatte, um nach Stanford zu kommen, und der als erster mein Interesse an der Arbeit weckte, mit der ich mich nun täglich befasse.
Aber seit 1946 haben Bevölkerungswachstum, wirtschaftlicher Fortschritt und technologische Neuerungen unsere Welt grundlegend umgestaltet. Es dauerte mehr als 10.000 Generationen, um eine Weltbevölkerung von gerade zwei Milliarden zu erreichen. Allein während der Dauer meines Lebens – eine Periode, die vielen der Studenten im Auditorium als eine Ewigkeit erscheinen mag – hat sich die Weltbevölkerung auf über fünfeinhalb Milliarden nahezu verdreifacht.
Aufgrund dieser Veränderungen sind unsere globalen Ressourcen enormen Druck ausgesetzt. Von 1960 bis 1990 schrumpften die Wälder weltweit in einem Ausmaß, das der Hälfte des Landgebiets der Vereinigten Staaten entspricht. Zahllose Tierarten und Pflanzen sind vom Aussterben bedroht, darunter viele mit potentiellem Wert für die Landwirtschaft und Medizin. Die Luft- und Wasserverschmutzung bedroht unsere Gesundheit und unsere Zukunft.
Bei der Umsetzung der amerikanischen Außenpolitik werden wir natürlich unsere Diplomatie unterstützt von starken Streitkräften einsetzen, um herkömmliche Bedrohungen unserer Sicherheit ebenso zu bewältigen wie neue Bedrohungen in Form von Terrorismus, Weiterverbreitung von Waffen, Drogenhandel und internationalem Verbrechen. Wir müssen jedoch auch die enorme neue Gefahr in den Griff bekommen, der unsere nationalen Interessen durch die Zerstörung der Umwelt ausgesetzt sind und die zu globaler und regionaler Instabilität führen.
Als das Flaggschiff der amerikanischen Außenpolitik muß das Außenministerium Bestrebungen der Regierung zur Bewältigung dieser Umweltbedrohungen anführen. Zusammen mit anderen Regierungsbehörden setzen wir unsere Umweltprioritäten – global, regional, bilateral und in Partnerschaften mit Unternehmen und nichtstaatlichen Organisationen. Jede dieser vier Dimensionen ist unerläßlich für den Erfolg unserer Strategie.
Erstens muß unser Ansatz zu diesen Problemen global sein, weil Umweltverschmutzung keine Grenzen respektiert und die wachsende Nachfrage nach begrenzten Ressourcen in einem Teil der Welt unweigerlich Druck auf die Ressourcen in anderen ausübt.
In den Vereinigten Staaten leiden die Amerikaner unter den Konsequenzen der Umweltzerstörung, die weit von unseren Grenzen entfernt stattfindet. Durch Kraftwerke, Autos und brennende Wälder auf der ganzen Welt freigesetzte Treibhausgase beeinträchtigen unsere Gesundheit und unser Klima und verursachen potentiell Schäden in Milliardenhöhe aufgrund des Anstiegs des Meeresspiegels und sich verändernde Stürme. Gefährliche Chemikalien wie PCB und DDT, die hier verboten sind aber andernorts noch verwendet werden, legen in der Luft und im Wasser große Entfernung zurück. Die Überfischung der Weltmeere hat Tausende Amerikaner arbeitslos gemacht. Eine Außenpolitik, die diese Probleme nicht anspricht, würde die Bedürfnisse des amerikanischen Volkes ignorieren.
Jede Nation muß individuell Schritte zur Bekämpfung dieser Umweltbedrohungen unternehmen – wir werden jedoch keinen Erfolg haben, wenn wir sie nicht gemeinsam effektiv angehen. Von dieser Erkenntnis waren die bahnbrechenden Bestrebungen der Vereinten Nationen bei der Stockholmer Konferenz über das menschliche Umfeld vor 25 Jahren und dem historischen Gipfel von Rio über Umwelt und Entwicklung vor vier Jahren geleitet. Dort erarbeitete die internationale Staatengemeinschaft eine neue globale Verpflichtung, „das Ökosystem der Erde zu erhalten, zu schützen und wiederherzustellen“ sowie wirtschaftliche Entwicklung in einer Weise zu fördern, die auch unsere natürlichen Ressourcen erhält.

Seit Rio haben die Vereinigten Staaten ihre globale Bestrebungen intensiviert. Wir waren führend bei der Erlangung eines Abkommens über das schrittweise Verbot von die (...)“

Dieser Artikel erschien im Amerikadienst vom 17.04.1996 unter dem Titel "Amerikanische Diplomatie und die globalen Umweltprobleme des 21. Jahrhunderts – Rede von Außenminister Christopher". Um den vollständigen Artikel zu lesen, klicken Sie bitte hier.

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