Rede Präsident Clintons: Über die neuen Gefahren des Bioterrorismus

Durch den Bioterrorismus als neue Form der Hasskriminalität sah sich die USA mit neuen Herausforderungen konfrontiert. Präsident Bill Clinton sprach 1999 vor der „National Academy of Science“ über geplante Gegenmaßnahmen.

(Anmerkung: Orthographie und Interpunktion sind dem Originaltext nachempfunden. Der Wortlaut des vorliegenden Textes wurde originalgetreu dem Artikel des Amerikadienstes entnommen.)

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Washington. Nachfolgend veröffentlichen wir unwesentlich gekürzt die Rede von Präsident Clinton vor der National Academy of Sciences vom 22. Januar 1999.

„Ich war so erleichtert, daß Dr. Lederberg vor nicht allzu langer Zeit ein renommiertes Expertengremium zur Diskussion der Bedrohung durch Bioterrorismus zusammengebracht hat, denn damit hatte ich Experten, denen gegenüber ich meine Sorgen artikulieren konnte, und niemand mußte denken, ich würde spätabends nur zu viele Romane lesen. Ich freue mich außerordentlich, hier dieses Thema erörtern zu können. Etwas zurückhaltend stellte Sandy Berger fest, daß Dr. Lederberg mit 33 Jahren einen Nobelpreis erhalten hat und ich mit 33 Gouverneur war – daraus können Sie ersehen, daß ich in Chemie und Biologie nicht sehr gut war. Aber jede Demokratie ist erfüllt von der Verantwortung der Bürger, die keine außerordentlichen Fachkenntnisse zur Bewältigung der Herausforderungen jedes neuen Zeitalters besitzen. Und das ist es, was wir alle zu tun versuchen. Unser Land hat stets die Herausforderung durch diejenigen gemeistert, die uns Schaden zufügen wollten. Ich habe immer geglaubt, daß den Kern unserer nationalen Verteidigung unser Versuch bildet, getreu unseren Werten – Demokratie, Freiheit, Chancengleichheit – zu leben. Wir arbeiten hart, um diese Werte im Inland umzusetzen. Und wir arbeiten mit Nationen auf der ganzen Welt zusammen, um sie zu fördern und ein neues Zeitalter der Interdependenz zu schaffen, in dem die Nationen zusammenarbeiten – nicht nur für Frieden und Sicherheit, sondern auch für bessere Schulen und Gesundheitsfürsorge, größeren Wohlstand, eine sauberere Umwelt und größeres Engagement der Bürger überall bei der Gestaltung ihrer Zukunft.
In dem Kampf um die Verteidigung unseres Volkes, unserer Werte und – wo immer möglich, ihre Förderung – stellen wir uns diesen alten und neuen Bedrohungen: Offene Grenzen und technologische Revolutionen haben die Botschaft und die Geschenke der Freiheit verbreitet, haben jedoch auch den Feinden der Freiheit neue Chancen geboten. Wissenschaftliche Fortschritte haben die Möglichkeit eines längeren, besseren Lebens eröffnet. Im August vergangenen Jahres trauerte ich in auf dem Luftwaffenstützpunkt Andrews zusammen mit den Familien der tapferen Amerikaner, die ihr Leben in unserer Botschaft in Kenia verloren haben. Sie waren in Afrika, um die Werte zu fördern, die Amerika mit den Freunden der Freiheit überall auf der Welt teilt – und dafür wurden sie von Terroristen umgebracht. Umgebracht wurden auch die Männer und Frauen in Oklahoma City, im World Trade Center, den Khobar Towers und die Passagiere des Pan Am-Fluges 103. Die Vereinigten Staaten haben aggressiv auf den Terrorismus reagiert – die Sicherheit für unsere Diplomaten, unsere Truppen, unsere Flugpassagiere und unsere Fähigkeit verbessert, terroristische Aktivitäten aufzudecken, unsere Zusammenarbeit mit anderen Ländern erweitert und die Sanktionen gegen Terrorismus unterstützende Nationen verschärft.

Seit 1993 haben wir die finanziellen Mittel für die Terrorismusbekämpfungsbestrebungen des FBI verdreifacht. Unsere Agenten und Strafverfolgungsbeamten leisten mit Unterstützung unserer Nachrichtendienste hervorragende Arbeit, die für Terroranschläge Verantwortlichen zu verfolgen und vor Gericht zu bringen. Und wie unsere Luftangriffe auf Afghanistan – oder auf die Terroristencamps in Afghanistan – im Sommer letzten Jahres zeigten, sind wir bereit militärische Gewalt gegen Terroristen einzusetzen, die unseren Bürgern Schaden zufügen. Aber Sie alle wissen, daß der Kampf gegen den Terrorismus noch lange nicht beendet ist. Und jetzt suchen die Terroristen neue Zerstörungswerkzeuge.
Letzten Mai, bei der Abschlußfeier der Naval Academy, habe ich gesagt, daß Terroristen und geächtete Staaten die Schlachtfelder der Welt vom physischen Raum in den Cyberspace ausdehnen, von den riesigen Wasservorkommen unserer Welt zur komplexen Funktionsweise unseres eigenen menschlichen Körpers. Die Feinde des Friedens werden sich bewußt, daß sie uns nicht mit traditionellen militärischen Mitteln besiegen können. Daher arbeiten sie an zwei neuen Angriffsarten, von denen Sie heute gehört haben: Cyberanschlägen auf unsere entscheidenden Computersysteme und Angriffe mit Massenvernichtungswaffen – chemischen, biologischen, möglicherweise sogar Nuklearwaffen. Wir müssen bereit sein – bereit, wenn unsere Gegner versuchen, unsere Computer zu nutzen, um unsere Strom-, Bank-, Kommunikations- und Verkehrsnetze, die Polizei, Feuerwehr und Gesundheitsdienste – oder militärische Anlagen – untauglich zu machen.

Diese entscheidenden Systeme werden immer mehr von Computern gesteuert und durch sie verbunden, was sie immer störanfälliger macht. Im Frühjahr vergangenen Jahres erlebten wir die enormen Auswirkungen einer einzigen zusammengebrochenen elektronischen Verbindung, als ein Satellit nicht richtig funktionierte – und Piepser, Bankautomaten, Kreditkartensysteme und Fernsehnetze auf der ganzen Welt außer Betrieb setzte. Und wir erlebten bereits die erste Welle von vorsätzlichen Angriffen auf den Cyberspace – Hacker brechen in Computer der Regierung und von Unternehmen ein, stehlen und zerstören Informationen, plündern Bankkonten, belasten die Kreditkartenkonten, erpressen Geld mit der Drohung, Computerviren freizusetzen.
Das Schadenspotential ist klar. Anfang dieses Monats legte ein Eissturm in dieser Gegend Stromnetze lahm, versetzte ganze Gemeinden in Dunkelheit und störte das tägliche Leben. Wir müssen darauf gefaßt sein, daß unsere Gegner Angriffe starten, die Versorgungs- und Dienstleistungsbetriebe in ganzen Regionen lahmlegen könnten. Wir müssen darauf gefaßt sein, daß unsere Gegner Angriffe starten, die Versorgungs- und Dienstleistungsbetriebe in ganzen Regionen lahmlegen könnten. Wir müssen auch bereit sein, wenn Gegner versuchen, mit Massenvernichtungswaffen anzugreifen. Mit diesen Waffen ausgerüstet, die kompakt und billig sein können, kann eine kleine Gruppe von Terroristen unermeßlichen Schaden anrichten. Vor vier Jahren schreckte die Welt jedoch auf, als eine Gruppe eine tödliche chemische Waffe – Nervengas – in der Tokioter U-Bahn freisetzte. Wir müssen auf die Möglichkeit vorbereitet sein, daß sich eine solche Gruppe biologische Waffen verschafft. Wir müssen darauf vorbereitet sein, einen biologischen Angriff sofort auszumachen und zu bewältigen, bevor sich die Krankheit verbreitet. Wenn wir uns auf diese sich abzeichnenden Bedrohungen vorbereiten, werden wir den Terroristen zeigen, daß Angriffe auf Amerika nichts anderes erreichen als ihren eigenen Sturz. (...)

Dieser Artikel erschien im Amerikadienst vom 10.02.1999 unter dem Titel "Clinton: Amerika muss sicher für das 21. Jahrhundert sein – Rede des Präsidenten". Um den vollständigen Artikel zu lesen, klicken sie bitte hier.

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