Mathematik des Wetters

Der Versuch, das Wetter zu messen, hat eine lange Tradition. Aber zwischen Wetterfröschen und den präzisen Prognosen von heute lag ein weiter Weg. Lesen Sie im Amerikadienst von 1955 über die intelligente Rechenmaschine, die den Weg für die Wetterberichte ebnete, wie wir sie heute kennen.

(Anmerkung: Orthographie und Interpunktion sind dem Originaltext nachempfunden. Der Wortlaut des vorliegenden Textes wurde originalgetreu dem Artikel des Amerikadienstes entnommen.)

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Washington – Es gibt kaum einen Vorgang, der sich in Zahlen oder Formeln ausdrücken läßt – und sei er noch so kompliziert – dessen Verlauf nicht von einem der neuen Elektronengehirne im Handumdrehen ausgerechnet werden könnte. So auch die Entwicklung des Wetters. Die „Wettermaschine“, die jetzt in den USA für diesen Zweck verwendet wird, liefert jedoch, obwohl sie nichts weiter als eine Rechenmaschine ist, keineswegs ein nur als Zahlen bestehendes Resultat, sondern fertigt gleich gedruckte, gebrauchsfertige Wetterkarten an. Diese Karten geben Auskunft über Strömungen in der Atmosphäre, über Windrichtung und Windgeschwindigkeit sowohl an der Erdoberfläche als auch in verschiedenen Höhen und zeigen an, wo sich Regenwolken bilden und Gewitter entwickeln könnten.
Die vom Wetteramt, der Luftwaffe und den Seestreitkräften der USA gemeinsam betriebene Maschine, die von einem Stab von 20 Wissenschaftlern betreut wird, ermöglicht es zum ersten Mal, all die komplizierten physikalischen Gleichungen, deren Auswertung bisher wegen der langwierigen, zeitraubenden Operationen, die sie erfordert hätte, unterbleiben mußte, den Karten zugrunde zu legen.
Durch Ballonsonden werden auf dem Funkwege Informationen über Temperatur, Luftdruck, Windverhältnisse und andere Bedingungen in den oberen Atmosphärenschichten eingeholt. Diese Daten werden der Wetterstation auf dem Drahtweg übermittelt und dort auf einer in 600 Quadrate geteilte Karte von Nordamerika eingetragen. Das Zahlenmaterial jedes Quadrates wird dann, zusammen mit den schwierigen Gleichungen, der „Wettermaschine“ zugeleitet, die daraus die Charakteristika der Atmosphäre über den einzelnen Quadraten für jede halbe Stunde der folgenden 24 Stunden ausrechnet.

Dieser Artikel erschien im Amerikadienst „Allgemeines“ vom 03.08.1955 unter dem Titel "Wettermaschine errechnet das Wetter – das Elektronengehirn der US-Luft- und See-Streikräfte". Für weitere Artikel dieser Ausgabe wie: „Das amerikanische Volk und seine Einstellung zu religiösen Dingen“ oder „Radar auf dem Dach des Kontinents“, klicken Sie bitte hier.

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