Malta, Bush und Gorbatschow

"Und das ist eine Zukunft, die unserer Völker würdig ist, bei der Gestaltung dieser Zukunft möchte ich mithelfen und diese Zukunft haben Präsident Gorbatschow und ich hier in Malta eingeleitet." Sind die Worte von Präsident Bush wenige Woche vor dem Mauerfall bei einer gemeinsamen Pressekonferenz in Valletta mit Michail Gorbatschow. Lesen Sie die Statements der beiden Staatsmänner im Amerikadienst vom 06.12.1989.

(Anmerkung: Orthographie und Interpunktion sind dem Originaltext nachempfunden. Der Wortlaut des vorliegenden Textes wurde originalgetreu dem Artikel des Amerikadienstes entnommen.)

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Valletta – Bei der zum Abschluß der Gespräche in Malta am 3. Dezember 1989 gemeinsam mit Präsident Gorbatschow abgehaltenen Pressekonferenz erklärte Präsident Bush, seine zweitätigen Gespräche hätten „den Rahmen für Fortschritte in einer großen Bandbreite von Bereichen“ geschaffen.
In seiner Eröffnungsansprache erklärte Bush: „Wir stehen an der Schwelle eines brandneuen Zeitalters amerikanisch-sowjetischer Beziehungen“. Bessere Beziehungen zwischen den Vereinigten Staaten und der Sowjetunion sollten Bush zufolge „eine Triebfeder für positive Veränderungen auf der ganzen Welt sein“. Der Präsident erklärte ferner: „Es gibt kein einziges Problem auf der Welt – und ganz bestimmt nicht in Europa – zu dessen Lösung verbesserte amerikanisch-sowjetische Beziehungen nicht beitragen könnten.“ Nachfolgend veröffentlichen wir die Pressekonferenz im Wortlaut:

Bush: Meine Damen und Herren, Präsident Gorbatschow hat mir freundlicherweise den Vortritt gelassen. Und meiner Ansicht nach kann niemand behaupten, der Salzwassergipfel sei kein Abenteuer gewesen – zumindest hier im Hafen nicht.
Zunächst möchte ich Ministerpräsident Adami und den Maltesern meinen Dank sagen für ihre herzliche und großzügige Gastfreundschaft aussprechen. Ich möchte ferner dem Kapitän und der Besatzung für die großartige Unterstützung danken. Sie fingen wohl bereits an, mich als Dauergast zu betrachten. Und mein besonderer Dank geht an den Kapitän und die Besatzung der Maxim Gorki für ihre Gastfreundschaft und auch an die Crew der Slawa, die uns Amerikaner sehr freundlich aufgenommen haben.
Ich habe Generalsekretär Gorbatschow zuerst nach meiner Europareise im Juli vergangenen Jahres auf ein informelles Treffen angesprochen. Die beeindruckenden – und hoffnungsvollen – Veränderungen, die ich in Polen und Ungarn beobachten konnte, haben mich zu der Auffassung veranlaßt, daß es an der Zeit sei, sich mit Generalsekretär Gorbatschow in Verbindung zu setzen, um herauszufinden, was wir gemeinsam leisten können, um die sich uns bietenden Chancen zu ergreifen und die Beziehungen zu fördern.
Gorbatschow hat dem Vorschlag eines Treffen zugestimmt. Darüber haben wir schnell Einigung erzielt, und meiner Ansicht nach haben die außergewöhnlichen Entwicklungen in Europa seit der Zeit, als das Treffen vorgeschlagen wurde, die Bedeutung unserer Zusammenkunft noch unterstrichen.
Deshalb freue ich mich besonders darüber, daß wir uns getroffen haben. Wir haben jetzt ein besseres Verständnis unserer gegenseitigen Ansichten. Wir haben den Rahmen für Fortschritte in einer großen Bandbreite von Bereichen geschaffen. Und obwohl es nicht Aufgabe der Vereinigten Staaten oder der Sowjetunion ist, die Zukunft Europas oder irgendeines Volkes zu bestimmen, bin ich doch davon überzeugt, daß ein kooperatives amerikanisch-sowjetisches Verhältnis die Zukunft tatsächlich sicherer und vielversprechender gestalten kann.
Es gibt kein einziges Problem auf der Welt – und ganz bestimmt nicht in Europa – zu dessen Lösung verbesserte amerikanisch-sowjetische Beziehungen nicht beitragen können. Bessere Beziehungen zwischen den Vereinigten Staaten und der Sowjetunion stellen einen Wert an sich dar, sollten aber auch eine Triebfeder für positive Veränderungen auf der ganzen Welt sein.
Seit vierzig Jahren hat der Westen Zusammenhalt für die Sache der Freiheit bewiesen. Und jetzt befinden wir uns angesichts der in der Sowjetunion stattfindenden Reformen an der Schwelle zu einem brandneuen Zeitalter in den amerikanisch-sowjetischen Beziehungen. Wir können jetzt – jeder auf seine Weise – fast schon dazu beitragen, daß die Teilung Europas überwunden und die militärische Konfrontation dort beendet wird. Wir müssen mehr tun, um der Gewalt und dem Leiden abzuhelfen, von denen so viele Länder der Welt heimgesucht werden und um die Bedrohungen für unser aller Zukunft zu beseitigen – die Schädigung unserer Umwelt, die Verbreitung nuklearer und chemischer Waffen, Technologietransfer für balistische Raketen, Drogenhandel – und unsere hier geführten Gespräche werden echten Fortschritten in diesen Bereichen neuen Auftrieb geben.
Es bestehen ebenfalls gute Chancen, um gemeinsame Möglichkeiten zu entwickeln. Zum Beispiel strebt die Sowjetunion jetzt eine engere Verbindung mit der internationalen Marktwirtschaft an – ein Schritt, den ich auf jede erdenkliche Weise fördern will.
Bei meiner Reise von Malta Brüssel und dem Treffen mit dem NATO-Partnern bin ich optimistisch, daß wir mit Hilfe der engagierten Zusammenarbeit des Westens und bei engerer Kooperation mit der Sowjetunion einen dauerhaften Frieden verwirklichen und die Ost-West-Beziehungen zu ständiger Zusammenarbeit ausbauen können. Und das ist eine Zukunft, die unserer Völker würdig ist, bei der Gestaltung dieser Zukunft möchte ich mithelfen, und diese Zukunft haben Präsident Gorbatschow und ich hier in Malta eingeleitet.
Ich danke Ihnen.

Gorbatschow: Meine Damen und Herren, Genossen, bei diesem Treffen gibt es viele symbolische Akte und einen, den es nie zuvor in der Geschichte gegeben hat, ist diese gemeinsame Pressekonferenz. Das ist gleichzeitig ein wichtiges Symbol. Ich teile die Äußerung Präsident Bushs, daß wir im allgemeinen mit den Ergebnissen dieses Treffens zufrieden sind.
Wir betrachten dieses Treffen – dem Konzept nach war es ein informelles Treffen, das von Präsident Bush vorgeschlagen wurde und meine Zustimmung fand – als rein informell und ohne die Einschränkung auf eine offizielle Tagesordnung. Wir wollten einen freien Meinungsaustausch vornehmen, weil die Zeit große Anforderungen an unsere Länder stellt und damit die Verantwortung ebenso an Bedeutung gewinnt wie die Rolle, die unsere beiden Länder spielen. Ich kann Ihnen versichern, daß wir uns in allen Gesprächen – die im Durchschnitt acht Stunden dauerten – dieser Verantwortung bewußt waren.
Unsere Zusammenkunft war in allen Bereichen des Meinungsaustauschs von Offenheit gekennzeichnet. Es ist heute schwierig und vielleicht wenig sinnvoll, alle von uns erörterten Teilbereiche näher zu erläutern. Dennoch möchte ich darauf hinweisen, daß wir in allen Bereichen sehr offen versucht haben, unsere Position darzulegen, die Situation der gegenwärtig stattfindenden Veränderungen auf der ganzen Welt und in Europa zu bewerten und auf die Abrüstungsproblematik einzugehen.
Wir haben den Ablauf der Verhandlungen in Genf und Wien angesprochen und sind ferner auf die Verhandlungen über die Ausarbeitung einer Konvention zum Verbot chemischer Waffen zu sprechen gekommen. All diese Fragen wurden eingehend erörtert. (...)

Dieser Artikel erschien im Amerikadienst vom 06.12.1989 unter dem Titel "Bush: Malta schafft den Rahmen für Fortschritte in vielen Bereichen – gemeinsame Pressekonferenz der Präsidenten Bush und Gorbatschow". Um den vollständigen Artikel zu lesen, klicken Sie bitte hier.

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