Malaria: Neues Präparat zur Bekämpfung vielversprechend

Malaria – auch bekannt als "Sumpffieber" kostete in den 80er-Jahren rund drei Millionen Menschen jährlich das Leben. Ein neues Präparat, in der Pharmazie unter "Halfan" bekannt, gibt Grund zur Hoffnung, wenn alle anderen Medikamente infolge von Resistenzen des Erregers nichts mehr bewirken.
Lesen Sie über Kampf gegen die Krankheit im Jahre 1988 im Amerikadienst.

(Anmerkung: Orthographie und Interpunktion sind dem Originaltext nachempfunden. Der Wortlaut des vorliegenden Textes wurde originalgetreu dem Artikel des Amerikadienstes entnommen.)

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Washington – Trotz der intensiven Bemühungen um die Ausrottung der Malaria steht das „Sumpffieber“ noch immer als Todesursache bei Kindern der Dritten Welt an erster Stelle. Etwa drei Millionen Menschen fallen ihm alljährlich zum Opfer. Maßnahmen zur Ausrottung sowohl der Parasiten-Überträger (Anopheles-Mücken) als auch zur Bekämpfung der Krankheitserreger (Plasmodien) im Blut scheitern letztlich immer wieder an der Bildung resistenter Stämme dieser Organismen. Einen wirksamen Impfstoff gibt es noch nicht, obgleich schon seit vielen Jahren daran gearbeitet wird.

Der Hartnäckigkeit der Forscher sind aber immer wieder Teilerfolge zu verdanken. Als solcher ist auch die Entwicklung des Präparates „Halofantrine“ (in der Pharmazie als „Halfan“ bezeichnet) zu werten, mit dem Malaria noch bekämpft werden kann, wenn andere Medikamente infolge Resistenz der Erreger nichts mehr bewirken. Auf dem 12. Weltkongreß für Tropische Medizin und Malaria in Amsterdam (Ende September 1988) wurde ausführlich darüber berichtet. Mitarbeiter des Arzneimittelunternehmens „Smith Kline and French Laboratories International“, dem Hersteller des Präparates, sprachen von einer Heilungsrate von mehr als 95 Prozent der Malariafälle mit meist tödlichem Ausgang) als auch bei Infektionen mit Plasmodium vivax, dem zweithäufigsten Erreger. Dies traf auch dort zu, wo das bewährte Chloroquin versagt hatte.
Das ursprünglich im Walter Reed Army-Forschungsinstitut (Washington) entwickelte Halfan wurde seit 1986 in Malawi, Kenia, Gabun, Pakistan, Thailand und auf dem Salomon-Inseln klinisch erprobt. Beteiligt waren daran einheimische Mediziner und Forscher aus England sowie Mitarbeiter der Arzneimittelfirma. Angesichts der guten Ergebnisse hat Frankreich das Medikament inzwischen zugelassen; sechs westafrikanische Länder dürften es noch 1988 freigeben, die weltweite Freigabe wird bis Ende 1989 erwartet.
Halfan ist ein rasch wirksames Mittel in der Schizontenphase der komplexen Zyklen bei der Vermehrung der Parasiten. Es wird in Tablettenform verabreicht – dreimal in zwölf Stunden je zwei Tabletten zu 250 mg. Diese Dosis normalisiert die Temperatur des Patienten in 24 bis 36 Stunden und macht das Blut in 36 bis 48 Stunden parasitenfrei. Für Kinder ist das Medikament in Form eines Saftes verfügbar. Dennoch sei das Präparat „nicht als endgültige Antwort, sondern eben nur als wertvolle Hilfe bei Resistenzentwicklung gegenüber Standardmedikamenten“ zu betrachten, sagte Dr. Paul Klein vom Walter-Reed-Institut. Irgendwann werde es gegen Halfan ebenfalls Resistenz geben, wie diese bei Chloroquin und Meflouin, auf das man vor Jahren viele Hoffnungen setzte, zu beobachten sei. Dennoch erweisen sich mancherorts diese Präparate noch immer als wirksam.
Bei der Suche nach einem Impfstoff, mit dem die Krankheit besiegt werden könnte, arbeitet Dr. Klein zufolge das Walter-Reed-Institut eng mit der pharmazeutischen Industrie zusammen. Bis er gefunden werde, müsse aber allerdings alles erdenkliche unternommen werden, um, angefangen bei der Bekämpfung der Moskito-Überträger, in den gesamten Entwicklungs- und Lebenszyklus der Parasiten einzugreifen, wo immer dies nur möglich ist.
Bis Anfang der vierziger Jahre war Malaria auch in den Vereinigten Staaten ein Problem. Man habe damals mit Insektenvernichtungsmitteln, Wasserbaumaßnahmen und Besprühen stehender Gewässer mit Öl zur Ausrottung von Moskito-Brutstätten sowie mit der Verabreichung vorbeugender Medikamente an gefährdete Bevölkerungsgruppen versucht, die Übertragungsmechanismen und Entwicklungszyklen zu unterbrechen. Aus heutiger Sicht könne das allein jedoch nicht bewirkt haben, daß Malaria in den USA praktisch verschwunden sei, meinte Dr. Klein. Eine überzeugende Erklärung gebe es dafür noch nicht. Allerdings komme Medikamenten doch große Bedeutung zu, die mithelfen, zu verhindern, „daß Menschen den Parasiten bis zum Entwicklungsstadium als Wirt dienen“. Mit Einzelmaßnahmen sei Malaria wohl nie auszurotten. Sie müsse von vielen Seiten her gleichzeitig attackiert werden.

Dieser Artikel erschien im Amerikadienst vom 23.11.1988 unter dem Titel "Halfan – ein neues Medikament gegen Malaria". Für weitere Artikel dieser Ausgabe, wie: „Amerikanische Vorschläge zum Agrarhandel modifiziert“, oder „Sununu bringt konservative Haltung in Führung des Weißen Hauses ein“, klicken Sie bitte hier.

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