Jungfernflug des ersten Space Shuttles steht bevor

Die "COLUMBIA" war das erste Space Shuttle der NASA, dessen Jungfernfahrt am 12. April 1981 geplant war. Dieser Amerika Dienst Artikel beschreibt die Zeitspanne vier Tage vor Abflug. Die Anspannung bei der NASA ist groß, wird schlechtes Wetter trotz aller Vorbereitungen diesen historischen Augenblick amerikanischer Raumfahrtgeschichte ins Wasser fallen lassen?

(Anmerkung: Orthographie und Interpunktion sind dem Originaltext nachempfunden. Der Wortlaut des vorliegenden Textes wurde originalgetreu dem Artikel des Amerikadienstes entnommen.)

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Als Termin für den ersten Start des amerikanischen Raumtransporters COLUMBIA hat das amerikanische Amt für Luft- und Raumfahrt (NASA) den 10. April 1981 vorgesehen. Der Abschluss kann sich jedoch, wie Alan Lovelace, der amtierende Direktor der NASA, erklärte, „aus vielen Gründen noch verzögern“, insbesondere durch ungünstige Wetterbedingungen. Denn sowohl am Startplatz Cape Canaveral (Florida) als auch am Reservelandeort in White Sands (New Mexiko) – bei vorzeitiger Rückkehr –, vor allem aber am Hauptlandeplatz in der Mojave-Wüste (Kalifornien) braucht die NASA gutes Wetter. Regen, starker Wind oder drohende Gewitter an einem dieser Orte würden einen weiteren Aufschub erforderlich machen.

Für die Landung benötigt der „Space Shuttle“, wie im Amerikanischen der Raumtransporter genannt wird, eine 3000 m lange Rollbahn, wie sie in Florida und am Versuchsplatz Edwards Air Force Base in Kalifornien existiert. Als zusätzliche ca. 5000 m lange, sehr harte Landebahnen können die ausgetrockneten Salzseen in der Nähe des Edwards-Flugfeldes dienen, die nach Ansicht von NASA-Experten zumindest bei den ersten vier Versuchsflügen zur Verfügung stehen müssten. Durch starken Regen im Februar und März hatten sich dort viele Tümpel gebildet, die aber inzwischen wieder ausgetrocknet sind.

In den letzten Wochen wurden am Startkomplex 39 A in Cape Canaveral nochmals alle Systeme der COLUMBIA durchgeprüft und – während der letzten Tage unter Mitwirkung der beiden Astronauten – auf ihre Funktion getestet. Allein drei Tage galten der Kontrolle der Kälteisolierung an den Behältern des 47 m hohen externen Tanks für die Flüssigbrennstoffe Wasserstoff und Sauerstoff. Und einen ganzen Tag lang suchte man nach einem kleinen Leck im Bereich der drei Haupttriebwerke am Heck des Orbiters, weil während der letzten Probezündung der Triebwerke Sensoren am Boden eine zu hohe Wasserstoffkonzentration ermittelt hatten. Das heikelste Problem scheint jedenfalls überwunden zu sein: An der Außenwand der Tanks für flüssigen Wasserstoff und Sauerstoff, an der sich im Januar unter dem Kälteschock beim wohl zu rasch erfolgten Auftanken Teile des Isoliermaterials gelöst hatten, zeigten sich dieses Mal keine derartigen Reaktionen mehr. Ein Streik von Arbeitern der Firma Boeing auf dem Startgelände bereitet gewisse Sorgen, dürfte aber, wie Lovelace sagte, „kein bedeutsamer Faktor sein, um die letzten Startvorbereitungen zu stören“. Man will sie termingerecht zum Abschluss bringen. Alle Beteiligten erscheinen allerdings übervorsichtig, was den ersten Abschuss des neuartigen Raumfluggeräts angeht, das der Space Shuttle nun einmal darstellt – „typisches Erststart-Syndrom“, meinte ein Vertreter der NASA.

Die beiden Astronauten, Kommandant John Young und Kopilot Robert Crippen, haben schon deshalb ein so beispiellos gründliches Training hinter sich, weil sie ein Fluggerät in den Weltraum und zurück zur Erde führen, das unbemannt in diesem Operationsbereich nicht erprobt wurde. Sie müssen in der Lage sein, jede Abweichung vom normalen Flugverlauf sofort zu erkennen, rechtzeitig darauf zu reagieren und kritische Situationen zu beherrschen – einschließlich Wiedereintritt in die Atmosphäre und Landung.

Hunderte von Stunden haben sie während der letzten drei Jahre in Flugplänen mit allen Details gebüffelt, sind in Simulatoren „geflogen“, haben in riesigen Wassertanks im Schwebezustand gearbeitet, der dem der Schwerelosigkeit sehr ähnlich ist, und haben in Flugzeugen auf bestimmte Phasen ihres Raumflugs trainiert. Seit der vergangenen Woche nehmen sie in Cape Canaveral an den Startvorbereitungen unmittelbar teil, insbesondere an dem minutiösen Check aller Systeme, die beim Abschuss und in der allerersten Startphase funktionieren müssen.

James W. Bilodeau, Chef des Trainingsprogramms der NASA und ihres Astronautenteams, betont, dass man im Training eine Belastung der Astronauten mit überflüssigem Wissen vermeide und statt dessen das Programm darauf abstelle, ihnen alles Notwendige über das Antriebssystem und dessen wesentliche Komponenten, das Fluggerät „Orbiter“ und ihre Flugaufgaben zu vermitteln. Sie lernen, noch so unscheinbare, aber kritische Details rasch zu erfassen und entsprechend schnell, sicher und wirksam zu reagieren.

Eines der wichtigsten Geräte ist dabei der „Shuttle Mission Simulator“ (SMS) – eine komplizierte Apparatur, mit der, gesteuert durch einen riesigen Computer unter Zuschaltung vieler kleiner Computer, einschließlich von fünf mit den COLUMBIA-Bordcomputern identischen Geräten, praktisch das gesamte Instrumentarium eingesetzt und daran gelernt werden kann, wie es im Cockpit des Raumtransporters COLUMBIA vorhanden ist. Selbst der Sternenhimmel und die Erde erscheinen – den „Flugbewegungen“ des Simulators entsprechend – in den Fenstern in räumlicher Sicht (…)

Dieser Artikel erschien im Amerikadienst vom 08.04.1986 unter dem Titel "Lampenfieber am Startkomplex 39A – Raumtransporter COLUMBIA startet voraussichtilch am 10. April". Um den vollständigen Artikel zu lesen, klicken Sie bitte hier. 

Jungfernflug des ersten Space Shuttles steht bevor