Die Unterdrückung der muslimischen Bevölkerung in Randchina

Die muslimische Bevölkerung im kommunistischen China leidet unter dem Mao Tse-tung-Regime. Zwischen Religionsverfolgung und politischer Unterdrückung in Randchina um 1956.

(Anmerkung: Orthographie und Interpunktion sind dem Originaltext nachempfunden. Der Wortlaut des vorliegenden Textes wurde originalgetreu dem Artikel des Amerikadienstes entnommen.)

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Der Massenauszug der Muslime aus China seit der Machtergreifung des Mao Tse-tung-Regimes zeugt in beredter Weise von den untolerierbaren Bedingungen, unter welchen die Muslime im kommunistischen China zu leben gezwungen sind.
Die umfassende Fluchtbewegung jener 4000 Kasachen-Familien aus der Provinz Sinkiang quer durch die Eiswüsten des westlichen Tibet nach Kaschmir, bei welcher rund 3700 Familien den mörderischen Strapazen zum Opfer fielen, ist Beweis genug für die tiefgreifende Unruhe der in China unter dem Druck kommunistischer Tyrannis lebenden Mohammedaner. Ähnlich erging es dem Treck der 20 000 türkischen Muslime, die aus dem gleichen Gebiet vor kommunistischer Verfolgung quer durch Zentralasien in die Türkei flohen.
Im öden Sinkiang, das wegen seiner peripheren Lage mit anderen, ebenso peripheren Provinzen zusammen oft zum sogenannten "äußeren" China gezählt wird, wohnen über sechs Millionen Menschen, die nicht chinesischen Völkerschaften angehören. Von diesen wiederum ist die Mehrheit islamischen Glaubens. Die stärkste Gruppe bilden die Turkvölker mit 3,6 Millionen Menschen, die man meist in dem neugeschaffenen "Autonomen Bezirk Uighur" findet. Andere Stämme mit meist mohammedahischem Glauben sind außer den Kasachen die Kirgisen, Salar, Usbeken, Tataren und Tadschiken, von denen die meisten den gleichen Völkern zugehören wie ihre Nachbarn jenseits der Grenzen in der südöstlichen Sowjetunion und in Zentral-Asien.
Dennoch hat sich das rote Regime in China während seines antireligiösen Feldzuges gegenüber den Anhängern des Islam und des Buddhismus wegen der zahlenmäßig großen Anhängerschaft dieser beiden Religionen in Asien und der Verwandtschaft dieser Gruppen mit anderen asiatischen Völkern einer gewissen Konzilianz befleißigt. Andererseits wiederum ist diese Konzilianz nie weiter als bis zu einer Art ablehnender Duldung gegangen. Das Regime hat denn auch weder in Wort noch in Tat keinen Zweifel daran gelassen, daß es seine Absicht sei, innerhalb der nächsten zwei Generationen durch einen langsamen Zermürbungsprozeß alle noch verbliebenen "religiösen Vorurteile" vollständig zu vernichten.
Sinkiang ist nicht die einzige Provinz des "äußeren" China, die ihren widerspenstigen Geist gezeigt hat. In Kansu wurde 1952 ein Aufstand von 20 000 Muslimun durch die sogenannte "Volksbefreiungsarmee" niedergeschlagen. Und kürzlich erst drangen Berichte über Aufstandsbewegungen im östlichen Tibet durch den "Bambusvorhang".
Die Religionsverfolgung ist übrigens nicht der einzige Grund für den Widerstand der nicht chinesischen Völker des chinesischen Randgebietes. Durch eine politische Fiktion, die sogenannte "Bezirksautonomie", übt die kommunistische Regierung in Peking wirtschaftliche und politische Kontrolle über diese völkischen Minderheiten aus, die bis zu einem solchen Grade niemals von einer chinesischer Regierung erreicht werden konnte.
In einem Kommentar über die sogenannte Autonomie der nicht chinesischen Völkerschaften in den Randgebieten Chinas schreibt Takaschi Oka in der Zeitung "Christian Science Monitor", diese Gebiete hätten zwar dem Namen nach das Recht erhalten, sich selbst zu verwalten; aber kein einziger autonomer Bezirk besitze wirklich das Recht, sich von der sogenannten "Chinesischen Volksrepublik" zu trennen. Um diese seine Beobachtung zu untermauern, zitierte er die chinesische Verfassung von 1954: "Die autonomen Nationalitätenbezirke sind untrennbarer Bestandteil der Volksrepublik China."
Oka erklärte weiter, daß sämtliche chinesischen Randprovinzen von der "Volksbefreiungsarmee" beherrscht werden. In Sinkiang und Tibet übe die Armee nicht nur die jeder Besatzungsarmee eigenen Funktionen aus, sondern habe viele Ämter und Teile der Verwaltung in eigene Regie übernommen, deren Handhabung normalerweise Sache der Zivilverwaltung sei. Beobachter meinen hieraus entnehmen zu können, daß hier die Armee im wahrsten Sinne des Wortes die Funktion der Vorausabteilung und des Wächters für die erwarteten Wellen chinesischer Arbeiter und Bauern erfülle, die als Kolonisten ins Land kommen werden.
Okas Bezugnahme auf diese "Wellen von kolonisierenden Arbeitern und Bauern" ist nicht nur eine Vermutung. Im Juli 1956 verkündete Radio Peking, daß im ersten Halbjahr 1956 über 500 000 Menschen aus ihrer bisherigen Heimat aufgebrochen seien, um sich in anderen Gegenden des kommunistischen China "niederzulassen". Der kommunistische Sender enthüllte weiter, daß die meisten dieser entwurzelten Chinesen in die Grenzbezirke Chinas geschickt worden seien, in denen Nichtchinesen wohnten.
Vorher bereits hatte General Tschang Kuo Hua, Kommandeur der kommunistischen Chinaarmee in Tibet, gesagt, daß es der Plan der Regierung in Peking sei, im Verlaufe der nächsten zehn Jahre etwa acht Millionen Chinesen nach Tibet zu schleusen. Diese aus offiziellen chinesischen Quellen stammenden Berichte dienen als Grundlage für Okas Analyse über die Zukunft der mit Nichtchinesen bevölkerten Randgebiete Chinas, die folgendermaßen lautet: "Rotchinas Pläne mit Randchina stellen der Form nach keinen Kolonialismus in jener Gestalt dar, wie das Wort gemeinhin im Westen verstanden wird. Aber ihr letzter Zweck geht, wie Beobachter meinen, weit über jenen Kolonialismus hinaus, den westliche Staaten je in Asien durchgeführt haben, dahin nämlich, die ursprünglichen Bewohner dieser Gegenden in einer chinesischen Flutwelle zu ersticken."

Kommunismus – Feind Buddhas

Rangun – Die in Rangun erscheinende Zeitung „NATION“ brachte kürzlich einen Leitartikel, indem es heißt: „Der Buddhismus lehrt die Erhebung des Geistes über die Materie und steht deshalb in direktem Gegensatz zur Doktrin des Materialismus … Beide sind durch Welten voneinander getrennt …. Es ist nicht wahr, zu behaupten, die Kommunisten hätten keine Religion. Ihre Religion ist der Kommunismus. Ihr Gott ist der Materialismus. Und sie dulden keinen anderen Gott daneben … Wenn wir aber den Wahrheiten Buddhas Wert beimessen, so kann es keinen Kompromiß mit den Übeln eines Systems geben, das Willen und Geist des Menschen unter die Diktatur eines weltlichen Gottes zwingt.“

Dieser Artikel erschien im Amerikadienst vom 05.09.1956 unter dem Titel "Peking gegen Mohammed (I) – Randchina wird "kolonisiert"". Für weitere Artikel dieser Ausgabe wie: „Textilfachschule Philadelphia“, oder „Hat der große Zeitzirkus sich überlebt?“, klicken Sie bitte hier.

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