Challenger-Unglück: Trauerrede Präsident Reagans

"Wir betrauern sieben Helden: Michael Smith, Dick Scobee, Judith Resnik, Ronald McNair, Ellison Onizuka, Gregory Jarvis und Christa McAuliffe. Wir alle als Nation betrauern ihren Tod." Am 28. Januar 1986 explodierte die Challenger Rakete 73 Sekunden nach dem Start. Dabei kamen alle sieben Astronauten ums Leben. Lesen Sie den Wortlaut der landesweiten Ansprache Reagans nach dem größten Unglück der Raumfahrtgeschichte.

(Anmerkung: Orthographie und Interpunktion sind dem Originaltext nachempfunden. Der Wortlaut des vorliegenden Textes wurde originalgetreu dem Artikel des Amerikadienstes entnommen.)

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In einer landesweiten Ansprache, die von Rundfunk und Fernsehen übertragen wurde, beklagte Präsident Reagan den Tod der sieben amerikanischen Astronauten, die am 28. Januar 1986 bei der Explosion der Raumfähre CHALLENGER ums Leben kamen und lobte ihren Mut.

Die Ansprache hatte folgenden Wortlaut:

"Meine Damen und Herren, heute Abend wollte ich eigentlich über die Lage der Nation zu Ihnen sprechen. Aber die Ereignisse des heutigen Tages haben mich dazu bewogen, diese Absicht zu ändern. Heute ist ein Tag der Trauer und der Erinnerung.
Die Tragödie der Raumfähre CHALLENGER erfüllt Nancy und mich mit tiefem Schmerz. Wir wissen, daß alle Menschen unseres Landes diesen Schmerz teilen. Dies ist wahrhaft ein nationaler Verlust.
Fast auf den Tag genau vor 19 Jahren sind drei Astronauten bei einem schrecklichen Unfall vor dem Start umgekommen. Aber wir haben noch nie einen Astronauten nach dem Start verloren, wir haben noch nie solch eine Tragödie erlebt. Und wir haben vielleicht zu selten an den Mut der Besatzung der Raumfähre gedacht. Aber diese Menschen in der CHALLENGER Seven waren sich der Gefahren bewußt, sie haben sie überwunden und ihre Arbeit großartig gemacht. Wir betrauern sieben Helden: Michael Smith, Dick Scobee, Judith Resnik, Ronald McNair, Ellison Onizuka, Gregory Jarvis und Christa McAuliffe. Wir alle als Nation betrauern ihren Tod.
Zu den Familien dieser sieben möchte ich sagen, daß wir diese Tragödie nicht in ihrer ganzen Tragweite erfassen können. Aber wir nehmen Anteil an Ihrem Verlust und denken an Sie. Ihre Familienangehörigen waren wagemutig und unerschrocken und besaßen eine besondere Gnade, nämlich eine Geisteshaltung, die besagt: gebt mir eine Herausforderung und ich werde mich ihr mit Freude stellen. Sie strebten danach, das Weltall zu erforschen und seine Wahrheiten zu ergründen. Sie wollten dienen und das haben sie getan. Sie haben uns allen gedient.
Wir haben uns in diesem Land an Wunder gewöhnt. Es ist schwierig, uns zu faszinieren. Aber das Raumfahrtprogramm der Vereinigten Staaten hat genau das getan. Wir haben uns an die Idee des Weltraums gewöhnt und wir vergessen vielleicht manchmal, dass wir erst am Anfang stehen. Wir sind immer noch Pioniere, wie auch die Mitglieder der Besatzung von CHALLENGER Pioniere waren. Und ich möchte auch noch etwas zu den amerikanischen Schulkindern sagen, die den Start der Raumfähre vor Ort miterlebt haben. Ich weiß, dass es schwer zu verstehen ist, aber manchmal passieren so schmerzvolle Ereignisse wie dieses. Sie sind Bestandteil des Prozesses der Erforschung und Entdeckung. Sie sind Bestandteil des Wagnisses, den Gesichtskreis des Menschen zu erweitern. Die Zukunft gehört nicht den Kleinmütigen, sondern den Wagemutigen. Die Besatzung von CHALLENGER hat uns der Zukunft näher gebracht, wir werden ihr auch weiterhin folgen.
Ich habe schon immer großes Vertrauen und großen Respekt gegenüber unserem Raumfahrtprogramm gehabt, und was heute passiert ist, trägt nicht dazu bei, diese Gefühle zu zerstören. Wir verstecken unser Raumfahrtprogramm nicht. Wir haben keine Geheimnisse und vertuschen nichts. Wir tun alles im Licht der Öffentlichkeit. Das ist unsere Vorstellung von Freiheit und wir würden sie nicht eine Minute lang eintauschen wollen. Wir werden unsere Suche im All fortsetzen. Es wird weitere Flüge von Raumfähren geben, weitere Mannschaften und auch weitere Freiwillige, Zivilisten und Lehrer im All. Nichts ist jetzt zu Ende. Unsere Hoffnungen und unsere Reisen werden bleiben. Ich möchte noch hinzufügen, daß ich mir wünsche, jedem Mann und jeder Frau, der oder die für die NASA arbeitet oder an dieser Mission mitgearbeitet hat, sagen zu können, "Ihre Hingabe und ihre Perfektion haben uns seit Jahrzehnten beeindruckt und bewegt. Wir sind uns Ihrer Qualen bewußt und fühlen mit Ihnen".
Am heutigen Tag treffen zwei Ereignisse zusammen: heute vor 390 Jahren starb der große Entdecker Sir Francis Drake auf seinem Schiff vor der Küste Panamas. Zu seiner Zeit stellten die Weltmeere enorme Grenzen dar und später sagte ein Historiker dazu: "Er lebte auf See, starb auf ihr und wurde in ihr begraben". Wir können heute sagen, daß die Besatzung der CHALLENGER, wie auch Drake, ihre Bestimmung erfüllt haben. Die Besatzung der Raumfähre CHALLENGER ehrt uns durch die Art und Weise, wie sie ihr Leben gelebt hat. Wir werden sie niemals vergessen, und auch nicht den Augenblick, als wir sie heute morgen zum letzten Mal sahen, als sie sich für ihre Reise vorbereitete, zum Abschied winkte und 'die sicheren Gefilde der Erde verließ, um 'das Antlitz Gottes zu berühren'

Vielen Dank."

Dieser Artikel erschien im Amerikadienst vom 29.01.1986 unter dem Titel "Trauer um Tod der "CHALLENGER"-Astronauten – Ansprache des amerikanischen Präsidenten nach Explosion der Raumfähre". Für weitere Artikel dieser Ausgabe wie: „USA appellieren an Pretoria: Freilassung Mandelas“ und „Reagan fordert ein Ende des Mordens in Afghanistan“, klicken Sie bitte hier.

Challenger-Unglück: Trauerrede Präsident Reagans