1994 – ein Wechselbad der Gefühle für Hollywood

Leistungen, Enttäuschungen und einige, positive Errungenschaften für Frauen im Filmgeschäft. 1994 war ein besonderes Jahr für Hollywood und wohl die besten 12 Monate seiner damaligen Geschichte. Mit Pulp Fiction, König der Löwen, Speed und Forrest Gump entstanden Klassiker, die bis heute noch Zuschauer begeistern - ob jung oder alt. Lesen Sie im Amerika Dienst über das spannende Filmjahr 1994, indem trotz vieler Höhen und Tiefen, zumindest die Frauenwelt an Einfluss vor und hinter Kamera gewann.

(Anmerkung: Orthographie und Interpunktion sind dem Originaltext nachempfunden. Der Wortlaut des vorliegenden Textes wurde originalgetreu dem Artikel des Amerikadienstes entnommen.)

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Anfang 1995 blickt Hollywood auf ein Jahr der Leistungen, Enttäuschungen und bescheidener, aber dennoch erfreulicher Verdienste für Frauen in der Filmindustrie zurück.
Im Hinblick auf Gewinne hatte Hollywood die besten 12 Monate seiner Geschichte. Es war auch ein Jahr bemerkenswerter Themenvielfalt, wie durch die vier erfolgreichsten Filme des Jahres anschaulich verdeutlicht: Ein gewalttägiges Porträt des Gangsterlebens in Pulp Fiction, den jüngsten Zeichentrickfilm aus den Walt Disney Studios, der König der Löwen, einen Krimi um einen außer Kontrolle geratenen Bus in Speed und eine geniale Komödie über einen furchtlosen jungen Mann, der seine Begriffsstutzigkeit überwindet und ein echter amerikanischer Held wird in Forrest Gump. Ein von der Kritik mit hohem Lob bedachtes Projekt war ferner ein Dokumentarfilm über Basketball.
1994 war ein Jahr großer Unsicherheiten. Viele Studios verloren Geld, weil sie große Summen für Actionfilme, Komödien und in manchen Fällen zu intellektuelle Projekte riskiert hatten, die nicht die Gunst des Publikums fanden. Darüber hinaus mußten mehrere erprobte Regisseure und berühmte Darsteller zusehen, wie ihre Filme sang- und klanglos untergingen.
Es gab jedoch auch begrüßenswerte Entwicklungen im vergangenen Jahr – Überraschungen in einigen Fällen, Bestätigungen in anderen.
Tom Hanks, der letzten Jahr als AIDS-Infizierter in Philadelphia eine erschütternde, mutige Darbietung gab, für die er den Oscar gewann, war in Forrest Gump ganz anders, aber ebenso beeindruckend. Paul Newman, einer der zuverlässigsten Schauspieler Hollywoods, porträtierte in dem auf dem jüngsten Roman von Richard Russo basierenden Film Nobody's Fool überzeugend einen alternden, wütenden Kleinstädtler.
John Travolta, der Ende der siebziger Jahre zu einer Popgröße wurde und mit Saturday Night Fever das Discofieber auslöste, erzielte 1994 mit seiner beeindruckenden Darstellung eines Gangsters in Pulp Fiction erneut einen Durchbruch. Für Drehbuch und Regie war Quentin Tarantino verantwortlich, ein junger Filmemacher, der zum Liebling der Filmindustrie avancierte.
Der von der Kritik am höchsten gelobte, nachdenklichste und eingängigste Film des Jahres war der dreieinhalbstündige Dokumentarfilm Hoop Dreams. Das kreative Team von drei Filmemachern in den Dreißigern – Regisseur Steve James, Cutter Fred Marx und Kameramann Peter Gilbert – beobachtete acht Jahre lang zwei in der Innenstadt von Chicago lebende junge Basketballspieler von ihrer Teenagerzeit über die Highschool bis zum College mit einigen ernüchternden Umwegen.
Mit einem Aufwand von nur 500.000 Dollar gedreht (der durchschnittliche Studiofilm kostet zwischen 30 und 70 Millionen Dollar) und von einem kleinen, unabhängigen Studio herausgebracht, erzielte Hoop Dreams nicht nur Punkte wegen der Entschlossenheit und Willenskraft seiner Protagonisten, sondern auch wegen der deplazierten Werte, die so häufig in der Welt des Sports zu finden sind. Es bleibt abzuwarten, ob es dieser Film als einer der wenigen Dokumentarfilme schaffen wird und die Oscarnominierung als besten Dokumentarfilm erhält (die Nominierungen der Akademie werden Mitte Februar bekanntgegeben).
Wenn 1994 nicht als „goldenes Zeitalter“ des Filmemachens im Gedächtnis bleibt, so wird es als das Jahr zitiert werden, in dem Frauen – vor, und noch mehr hinter der Kamera – beträchtlichen Einfluß hatten.
Während das Oscarfieber in den ersten Wochen des Jahres 1995 – einem Monat vor den Nominierungen und zwei Monate vor der Oscarverleihung – steigt, lautet interessanterweise eine der häufigsten Voraussagen, daß die Jury Schwierigkeiten haben wird, genügend gute Darstellerinnen zu finden, um die fünf Qualifikationen in der Kategorie „beste Schauspielerin“ zu erfüllen.
Mehrere Frauen hinterließen 1994 mit ihrer Arbeit einen bleibenden Eindruck.
Unter den Schauspielerinnen gaben Jodie Foster (Nell), Jessica Lange (Blue Sky), Susan Sarandon (Der Klient, Little Woman, Safe Passage), Jennifer Jason Leigh (Mrs. Parker and the Vicious Circle) und Winona Ryder (Little Woman) beeindruckende Darbietungen. Wahrscheinlich werden drei oder vier dieser Gruppe – mit ein oder zwei Überraschungen ihren Namen auf den Oscarstimmzetteln finden.
Gleichzeitig spielten weniger bekannte Darstellerinnen – darunter Julianne Moore (Vanya on 42nd Street) und Linda Fiorentino (The Last Seduction) sowie die Studioleiterinnen Amy Pascal und Wendy Finerman – eine bedeutende Rolle in der Filmindustrie.
Allmählich verändert sich das Klima für Frauen in Hollywood. Die „gläserne Wand“ – eine unsichtbare Barriere für berufliches Weiterkommen – existiert noch immer in vielen Bereichen, und Schauspielerinnen, insbesondere die sich dem mittleren Alter nähernden, könnten zu Recht ungehalten über die wenigen guten Angebote sein. Dennoch sind allenthalben Zeichen des Fortschritts bemerkbar.
Der deutlichste Beweis ist auf der Leinwand zu sehen, wie zwei der mutigsten Projekte des Jahres 1994 zeigen.
In Nell gab Foster – Gewinnerin von zwei Oscars als „beste Schauspielerin“ (Angeklagt und das Schweigen der Lämmer) – nicht nur eine brillante Darbietung als wilde junge Frau, die alleine in einem Wald im Südosten der Vereinigten Staaten lebt und eine nahezu unverständliche Sprache spricht, sondern auch ihr Debut als Regisseurin. In dieser Rolle mußte sich Foster mit der Besetzung, dem Budget und anderen Dingen befassen, die für gewöhnlich nicht in die Domäne des Schauspielers fallen.
Ein in der letzten Woche des Jahres 1994 in den Kinos angelaufenes Projekt war die vierte Kinoversion von Louisa May Alcotts Little Woman, die einen Einblick in das Leben von vier Schwestern und ihrer Mutter vermittelt, die Mitte des 19. Jahrhunderts in Massachusetts leben, während der Ernährer im Krieg ist.
Der vornehmlich von einem kreativen Team von Frauen aus Hollywood – darunter Studioleiterin Amy Pascal und Produzentin Denise DiNovi – konzipierte und realisierte 15 Millionen Dollar teure Film war so billig wie eine Studioproduktion in diesen Tagen sein kann. Die Einnahmen an den Kinokassen lassen darauf schließen, daß es eines der profitableren Unternehmen des Jahres wird.
Little Woman überraschte die Rezensenten und Kinogänger etwas durch seine lebhafte, glaubwürdige Darstellung (mit Winona Ryder, Clare Danes, Trini Alvarado, Kirsten Dunst und Susan Sarandon) (…)

Dieser Artikel erschien im Amerikadienst vom 22.02.1995 unter dem Titel "Hollywood 1994: Ein Jahr steigender Erwartungen für Frauen – Bilanz der Filmindustrie". Um den vollständigen Artikel zu lesen, klicken Sie bitte hier.

1994 – ein Wechselbad der Gefühle für Hollywood